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Spielprinzipien im modernen Ballbesitzfussball

Wenn man über Ballbesitzfussball spricht, taucht schnell ein Begriff auf, der oft benutzt, aber selten wirklich verstanden wird: Spielprinzipien.

Viele setzen Prinzipien gleich mit Regeln – starr, mechanisch, einengend. Dabei ist das Gegenteil der Fall: Gute Spielprinzipien schaffen Orientierung ohne Einschränkung. Sie sind die Basis dafür, dass Spieler in komplexen Situationen selbstständig Lösungen finden können und genau das ist der Schlüssel zum modernen Ballbesitzspiel.

Was sind Spielprinzipien und was sind sie nicht?


Spielprinzipien sind keine starren Anweisungen wie „Spiele immer auf den Aussenverteidiger“. Sie sind gedankliche Leitplanken, die Spielern helfen, in bestimmten Spielsituationen die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Beispiele:

  • „Gegner binden, bevor gespielt wird“

  • „Immer mindestens zwei Passoptionen in Ballnähe anbieten“

  • „In der Tiefe denken, in der Breite sichern“


Ein Prinzip beantwortet also nicht die Frage „Wohin soll ich den Ball spielen?“, sondern eher: „Was ist in dieser Situation die beste Absicht?“


Struktur gibt Freiheit

Ein oft unterschätzter Aspekt ist, dass gerade durch klare Prinzipien mehr Freiheit im Spiel entsteht.

Ohne Prinzipien entsteht Chaos oder totale Abhängigkeit von Anweisungen von aussen. Mit Prinzipien entsteht ein gemeinsames Verständnis, was das Spiel gerade verlangt.

Beispiel: Wenn klar ist, dass der Aussenverteidiger aufrücken soll, kann der ballnahe Achter einrücken oder sich fallen lassen (ohne Ansage). Die Aktionen entstehen aus einem gemeinsamen Plan, nicht aus festen Positionen.


Prinzipien statt Positionen

Die besten Ballbesitzteams der Welt arbeiten nicht mit starren Laufwegen. Sie arbeiten mit Prinzipien, die auf Situationen reagieren.

  • De Zerbi: lockt Gegner ins Pressing, um danach Räume zu bespielen. Prinzip: Den Gegner manipulieren.

  • Guardiola: nutzt Überladungen im Halbraum, um dann das Spiel zu verlagern Prinzip: Überzahl schaffen, Gegner binden, Seite wechseln.

  • Arteta: verbindet vertikales Spiel mit klarer Absicherung Prinzip: Progression mit Struktur.

Das Entscheidende: Die Spieler dieser Teams verstehen das Spiel, weil sie es innerhalb eines Rahmens frei gestalten dürfen.


Wie trainiert man Spielprinzipien?

Prinzipien kann man nicht „einfach sagen“. Sie müssen im Training erlebbar gemacht werden. Das bedeutet:

  • Spielformen mit klaren Regeln, die bestimmte Prinzipien erzwingen.

  • Coaching mit Fragen statt Antworten: „Was siehst du hier? Warum entscheidest du dich so?“

  • Wiederholungen mit Variabilität, denn Prinzipien müssen auch unter Druck und in Chaos funktionieren.


Spielprinzipien sind kein theoretisches Konstrukt. Sie sind der Rahmen, in dem Kreativität, Spielintelligenz und Automatismen entstehen.

Sie schaffen keine Roboter. Sie schaffen Spieler, die das Spiel verstehen und gestalten können.

Und genau das ist das Ziel eines modernen, mutigen und dominanten Ballbesitzfussballs.

 
 
 

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